Artikel: 25 Jaar W124


Die Baureihe W124 wird 25 und damit zum Youngtimer



Mercedes-Benz stellt die Limousinen der Baureihe W124 im November 1984 vor und überzeugt damit Fachwelt und öffentlichkeit gleichermaß en. Doch es wird nicht bei dieser einen Premiere vor 25 Jahren bleiben. Vielmehr begleitet eine ganze Reihe solcher erster Schritte das Leben der Baureihe, die bis 1997 gebaut wird und im Winter 2009 nun den Schritt zum Young Classic macht: 1985 ist der 124er das erste Fahrzeug von Mercedes-Benz mit dem automatischen Allradantrieb 4MATIC, 1990 erscheint der Mercedes-Benz 500 E als erster Typ der mittleren Baureihe mit V8-Motor, die ab 1993 als erste E-Klasse firmiert.


Spannender Erstauftritt unter spanischer Sonne



Ihren ersten Auftritt hat die neue Generation der mittleren Baureihe Ende November 1984 in Sevilla, Spanien. Mercedes-Benz präsentiert die mit groß er Spannung erwartete neue Limousine (Baureihe W124) der oberen Mittelklasse als Typen 200 D, 250 D, 300 D, 200, 230 E, 260 E und 300 E. Auß erdem wird der 200 E für den Export nach Italien gebaut. In Design und Technik übernimmt die Baureihe Elemente des seit 1982 gebauten Typ 190 (W201), dem Vorläufer der C-Klasse. Parallelen zur Kompaktklasse bestehen zum Beispiel in der Verwendung hochfester Stahlbleche sowie anderer gewichtsreduzierender Materialien.



Das von Bruno Sacco, Joseph Gallitzendörfer und Peter Pfeiffer entwickelte Design der Limousine hat sachlich-funktionale Hintergründe: Zum Beispiel wirkt sich das charakteristische Heck besonders günstig auf den Luftwiderstand aus. Solche aerodynamischen Optimierungen (von cW=0,44 in der Baureihe W123 sinkt der Wert auf cW=0,29 bis 0,32, je nach Motorisierung) senken den Kraftstoffverbrauch der neuen Limousine deutlich gegenüber dem Vorgängermodell. Unterschiede im Design zwischen den starken Sechszylindern und den Vierzylindervarianten mit moderater Leistung gibt es 1984 kaum noch. äuß erlich gleichen sich alle Modelle der Baureihe bis auf den Endschalldämpfer, der sich bei den Sechszylindertypen zweiflutig präsentiert, und die lamellenartigen Lufteinlassschlitze in der Bugschürze beim 300 D und den Fahrzeugen mit Klimaanlage.


Neuentwicklungen standen im Vordergrund



Zahlreiche Motoren der Baureihe W124 haben die Ingenieure neu entwickelt. Von Grund auf neu konstruiert sind zum Beispiel die Sechszylinder- Einspritzmotoren in den Typen 260 E (125 kW) und 300 E (140 kW). Zu einer als Baukastenreihe konstruierten neuen Dieselmotoren-Generation gehören alle drei Selbstzünder der Baureihe 124 in den Typen 200 D (53 kW), 250 D (66 kW) und 300 D (80 kW).



Eine Premiere hat im W124 der hubgesteuerte Panorama-Scheibenwischer, der 86 Prozent der Windschutzscheibe sauber wischt – das ist zur Vorstellung des W 124 das weltweit größte Wischerfeld eines Pkw. Für hervorragende Fahreigenschaften sorgen dagegen die schon aus der Kompaktklasse bekannten Vorder- und Hinterachskonstruktionen. Dazu gehören eine an einzelnen Dreiecks-Querlenkern geführte Dämpferbein-Vorderachse mit Bremsnick-Abstützung sowie eine Raumlenker-Hinterachse.



Die Geschichte der Baureihe 124 ist geprägt von einer bis dahin unerreichten Vielfalt der Modelle, Karosserieformen und Innovationen. Einen wichtigen Schritt hin zur stilsicheren Großfamilie markiert die Präsentation des T-Modells (Baureihe S124) im September 1985 auf der Internationalen Automobil-Ausstellung (IAA) in Frankfurt.



Das T-Modell entspricht technisch und stilistisch weitgehend den Limousinen, abgesehen von der abweichenden Heckgestaltung, dem höheren Dach und den daraus resultierenden änderungen gibt es keine Unterschiede in der Karosserie. Auch Aggregate, Bremsanlage und Fahrwerk sind lediglich der höheren Nutzlast angepasst, sonst aber nahezu unverändert von den Limousinen übernommen. Der Luftwiderstandsbeiwert des T-Modells beträgt, je nach Motorisierung cW=0,34 bis 0,35.


Eine Baureihe - zwei Coupès



Im Jahr 1987 erweitert Mercedes-Benz das Typenprogramm der Baureihe W124 nochmals. Zunächst debütieren im März auf dem Genfer Automobil-Salon zwei Coupé-Typen, die als dritte Karosserievariante das Angebot vervollständigen. Wie in der Baureihe W123 besteht technisch und stilistisch eine enge Verwandtschaft zur Limousine. Allerdings wird deren Bodengruppe so verändert, daß das Coupé einen um 8,5 Zentimeter kürzeren Radstand erhält. Das unterstreicht seinen sportlichen Charakter und macht den Zweitürer zu einer konstruktiv und formal völlig eigenständigen Karosserievariante.



Das Fehlen der B-Säulen wird durch verstärkte A-Säulen, Seitenschweller und Türen sowie einen besonders hohen Anteil an hochfesten Stahlblechen kompensiert. Ein charakteristisches Design-Element, das die Eigenständigkeit der Coupés gegenüber den anderen Karosserievarianten der Baureihe dokumentiert, sind die Flankenschutz-Leisten mit integrierten Längsschweller-Verkleidungen. Zwischen den Radausschnitten auf Höhe der Stoßfänger angeordnet, bilden sie die optische Verbindung zwischen Front- und Heckschürze und sind wie diese in Metallic-Kontrastfarben lackiert.



Die Modellpalette umfasst zunächst die Typen 230 CE und 300 CE. Deren Motoren, ein 2,3-Liter-Vierzylinder und ein Dreiliter-Sechszylinder mit mechanisch-elektronisch gesteuerter Benzineinspritzung, entsprechen den jeweiligen Limousinen. Hinsichtlich der mechanischen Komponenten gleichen die Coupés ohnehin vollkommen ihren viertürigen Pendants. äußerlich sind die Typen nur am Doppelrohr-Auspuff des Sechszylinders und am Typenschild zu unterscheiden.



Im September 1991 zeigt Mercedes-Benz als weitere Karosserievariante den Typ 300 CE-24 Cabriolet, die Produktion beginnt 1992. Nach etwa 20-jähriger Unterbrechung ist damit nun wieder ein viersitziges Cabriolet in der mittleren Klasse verfügbar. Basis des Wagens ist das Coupé, das mit hohem konstruktivem Aufwand für seine Rolle als offenes Fahrzeug vorbereitet wird. Allein zur weiteren Versteifung der Karosserie müssen rund 1000 Teile neu konstruiert werden. So sind die A-Säulen im knickgefährdeten Bereich mit innenliegenden Profilblechen zu einer stabilen Einheit verschweißt.



Ein vollwertiges Sicherheitssystem bringt die Kombination dieser A-Säule mit einem automatischen überrollbügel. Eigens für den Typ 300 CE-24 Cabriolet wird ein hinter den Fondsitzen angeordneter Linearbügel entwickelt, der bei einem drohenden überschlag innerhalb von 0,3 Sekunden nahezu senkrecht nach oben fährt. Das voll versenkbare Verdeck überzeugt durch eine Fülle durchdachter technischer Details zum Beispiel die heizbare Heckscheibe aus Sicherheitsglas, die durch einen Doppelrahmen bündig mit der Außenhaut verschraubt ist und eine verzerrungsfreie Sicht nach hinten bietet.


Teilkarosserie ermöglicht Variantenvielfalt



Wie in der Mittelklasse-Baureihe von Mercedes-Benz seit Jahrzehnten üblich, sind auch von der Typenreihe W124 Fahrgestelle mit Teilkarosserie lieferbar, die von Aufbauherstellern im In- und Ausland zu Krankenwagen, Bestattungswagen oder anderen Sonderausführungen ausgebaut werden. Neu ist, daß diese Fahrgestelle nun auf den T-Modellen basieren und zusammen mit diesen im Werk Bremen gefertigt werden. Neben der Variante mit normalem Radstand gibt es zusätzlich wieder eine verlängerte Ausführung. Von 1989 an gibt es außerdem eine Limousine mit langem Radstand. Der Sechstürer wächst gegenüber der Serienlimousine in Gesamtlänge und Radstand um 80 Zentimeter.



Ebenfalls 1985 bietet die Stuttgarter Marke für alle benzingetriebenen Modelle der Baureihe 124, ausgenommen den vergaserbestückten Typ 200, auf Wunsch eine geregelte Abgasreinigungsanlage mit Dreiwege-Katalysator an. Von September 1986 an gehört der Katalysator dann zur Serienausstattung, auch das Vergasermodell der Baureihe 124 ist nun mit Abgasreinigungsanlage erhältlich.



In ihrer zwölfjährigen Produktionszeit wird die Baureihe W124 von den Mercedes-Benz Ingenieuren immer wieder verbessert und weiterentwickelt. Das schlägt sich in neuen Typen ebenso nieder wie in technischen Innovationen. Zu den Neuerungen zählen beispielsweise die 1987 vorgestellten Limousinen vom Typ 300 D Turbo und 300 D Turbo 4MATIC mit dem Turbodiesel-Aggregat der entsprechenden T-Modelle. 1988 folgen auf dem Pariser Automobil-Salon die Typen 200 E (bisher nur für den italienischen Markt produziert) und 250 D (mit einer modifizierten Version des aufgeladenen 2,5-Liter-Dieselmotors aus der Kompaktklasse).



Mercedes-Benz definiert seine Mittelklasse neu



Dieselmotoren mit neu konstruierten Vorkammern, die durch Schrägeinspritzung eine effizientere Verbrennung gewährleisten, stellt Mercedes-Benz im September 1988 für die Typen 250 D und 300 D Turbo vor. Das verringert den Partikelausstoß und steigert zugleich die Leistung. Alle Typen der Baureihe erhalten im September 1988 außerdem eine erweiterte Serienausstattung, zu der das Anti-Blockier-System ABS und ein beheizter rechter Außenspiegel gehören.



Im September 1989 zeigt Mercedes-Benz auf der IAA ein komplett überarbeitetes Modellprogramm der mittleren Klasse. Im Vordergrund der Modellpflege stehen die stilistische überarbeitung der Karosserie und die Neugestaltung des Innenraums. Auffälligstes Erkennungsmerkmal der modellgepflegten Typen sind die seitlichen Flankenschutz-Leisten mit integrierten Längsschweller-Verkleidungen. Neu gestaltet ist zudem der Innenraum mit verbesserten Sitzen und zahlreichen Detailverbesserungen.



Das überarbeitete Typenprogramm der Baureihe W124 bietet fünf gänzlich neue Modelle. So gibt es für Limousine, Coupé und T-Modell nun den Dreiliter-Sechszylindermotor mit Vierventiltechnik und verstellbarer Einlassnockenwelle aus dem Typ 300 SL-24. Bei den Typen 300 E-24, 300 CE-24 und 300 TE-24 kann aufgrund der abweichenden Einbauverhältnisse aber nicht der gleiche Katalysator-Querschnitt wie im SL verwendet werden. Deshalb fällt die Nennleistung von 162 kW um 8,1 kW niedriger aus als im Sportwagen (170 kW).

Neben diesen neuen Topmodellen der Baureihe stellen die Stuttgarter 1989 als vierte Karosserie-Variante der mittleren Klasse die Limousine mit verlängertem Radstand vor. Damit gibt es nach vierjähriger Unterbrechung wieder eine Langversion im Verkaufsprogramm. Entwickelt wird der lange Aufbau in enger Zusammenarbeit mit der Firma Binz in Lorch, die dann auch in der Serienfertigung die Rohbauarbeiten durchführt.



Der Radstand wächst um 80 Zentimeter auf 3,60 Meter, die Gesamtlänge legt um das gleiche Maß zu. Im Gegensatz zu ihren Vorgängermodellen präsentieren sich die Typen 250 D lang und 260 E lang mit sechs Türen und einer vollwertigen mittleren Sitzbank, die hinsichtlich Sitztiefe und Lehnenhöhe der Fondsitzreihe nahezu gleichkommt. Die Serienproduktion der Langlimousinen beginnt im Mai 1990.


Topmodell 500E - erste E-Klasse mit V8-Motor



Auf dem Pariser Salon im Oktober 1990 fährt der Typ 500 E vor, der ausschließ lich als Limousine erhältlich ist er ist neues Topmodell der Baureihe 124 und zugleich die erste E-Klasse mit einem V8-Motor. Die Serienfertigung beginnt im Februar 1991. äuß erlich ist der Typ 500 E erst auf den zweiten Blick von seinen Schwestermodellen zu unterscheiden. Dafür sind die inneren Werte umso überzeugender: Der Neuling hat einen 240 kW starken Fünfliter-V8-Vierventilmotor, der auf dem bewährten Triebwerk des 500 SL basiert und geradezu atemberaubende Fahrleistungen ermöglicht. Mit dem serienmäß igen Viergang-Automatikgetriebe erreicht die Limousine aus dem Stand in 5,9 Sekunden 100 km/h, die Höchstgeschwindigkeit wird bei 250 km/h automatisch abgeregelt. Die serienmäß ige Ausstattung mit der Antriebs-Schlupf-Regelung ASR verhindert das Durchdrehen der Antriebsräder auch bei Vollgas.



Zu den Erkennungsmerkmalen des bei Porsche gebauten Typ 500 E gehören dezent verbreiterte Kotflügel, in die Frontschürze integrierte Nebelscheinwerfer sowie 16-Zoll-Leichtmetallräder im Achtloch-Design mit Breitreifen der Dimension 225/55 ZR 16. Die Karosserie ist im Vergleich zu den anderen Typen um 23 Millimeter tiefergelegt; zum Ausgleich der zuladungsbedingten Einfederung wird die Hinterachse serienmäß ig mit hydropneumatischer Niveauregulierung ausgerüstet.



Im Juni 1992 läuft das 2.000.000ste Fahrzeug der Baureihe W124 vom Band. Nur wenige Wochen später erhält die mittlere Klasse erneut eine groß e Modellpflege. Diesmal legt Mercedes-Benz den Schwerpunkt auf Motor und Ausstattung. Die Benziner präsentieren sich mit einer gründlich überarbeiteten Motorenpalette, die komplett auf Vierventiltechnik umgestellt ist. Alle Vier- und Sechszylinder haben jetzt die gleiche Bohrung. Das erleichtert eine flexible und wirtschaftliche Fertigung.



Auß er der neuen Motorenpalette für die Benziner umfasst die Modellpflege eine deutlich aufgewertete Serienausstattung für alle Modelle der mittleren Klasse. Zum serienmäß igen Lieferumfang gehören von Oktober 1992 an nun auch Airbag, Zentralverriegelung sowie elektrisch verstellbare Auß enspiegel links und rechts. Auß erdem werden die Vierzylindertypen ohne Aufpreis mit Fünfgang-Getriebe ausgerüstet.



Als Weltneuheit kommt 1993 die Vierventiltechnik bei den Fünfzylinder- und Sechszylinder-Diesel-Saugmotoren zum Einsatz. Das gewährleistet nicht nur ein erhöhtes Drehmoment- und Leistungsangebot, sondern senkt den Kraftstoffverbrauch bei Volllast um bis zu acht Prozent. Dazu wird die Partikelemission im Abgas durch den optimierten Verbrennungsablauf um rund 30 Prozent verringert.


Fertigung nach zwölf Jahren eingestellt



Im Juni 1995, zwei Jahre nach den letzten umfassenden Modellpflegemaß nahmen, stellt Mercedes-Benz die E-Klasse-Limousinen der Baureihe W210 vor, die Nachfolger der Baureihe W124. Die Produktion der Limousinen der Baureihe W124 endet kurze Zeit später, je nach Typ zwischen Juni und August 1995.



Das T-Modell wird noch bis 1996 gebaut. Auch von den Typen E 250 Diesel und E 220 produziert Mercedes-Benz bis 1996 ckd-Teilesätze (completely knocked down - vollständig demontiert) und schickt sie zur Montage nach Pune in Indien. Das Cabrio läuft sogar bis 1997 vom Band.


2,5 Millionen W124 - Mercedes Young Classics belebt die besten wieder!



Insgesamt entstehen im gut zwölfjährigen Produktionszeitraum 2.058.777 Limousinen, 340.503 T-Modelle, 141.498 Coupés, 6.343 Cabrios, 2.342 Limousinen mit langem Radstand und 6.398 Fahrgestelle mit Teilkarosserie für Sonderaufbauten: Das sind zusammen 2.555.861 Fahrzeuge.



Und zum 25. Geburtstag im Jahr 2009 tragen die ersten Fahrzeuge ganz offiziell den Rang des Youngtimers als automobiles Kulturgut mit frischer Anmutung. Das spiegelt sich im Angebot von Mercedes-Benz Young Classics, wo Traumwagen wie die Typen E 500 und 300 CE auf Liebhaber für einen Ausflug in die Geschichte der Baureihe 124 warten.



Bron: www.mercedes-fans.de